Luc Deleu
"Großer Triumphbogen"
1989 - 1994
Triumphbogen 3 Triumphbogen 2 Triumphbogen 1

Im Rahmen vom "Hamburg Projekt 1989" realisierte der Belgier Luc Deleu (geb. 1944) als temporäre Installation mitten in der Innenstadt direkt an der Binnenalster aus drei gebrauchten Überseecontainern seinen "Großen Triumphbogen".

Deleu hatte drei weiße 40 Fuß-Container (je circa 2,60 Meter hoch und 12 Meter lang) ihrem ursprünglichen Funktionszusammenhang des Seetransportes entzogen und sie zu einem 15 Meter hohen Tor aufgerichtet. Zwei der Container wurden dabei nebeneinander vertikal mit einem Abstand einer Containerlänge so aufgestellt, daß der dritte, oben horizontal aufliegende Container gerade den Zwischenraum überbrückte und nur minimal auf den inneren Kanten der beiden anderen Container auflag.

Trotz aller statisch exakt berechneten Stabilität und trotz der monumentalen Größe erschien der "Große Triumphbogen" durch diese spezielle Konstruktion dennoch als fragiles Gebilde. Die traditionelle Bedeutung von Triumphbögen ­ Zeichen des Sieges und Demonstration der Macht ­ wurde durch die starke Symbolkraft dieser Installation überzeugend in eine zeitgenössische Sprache übersetzt. Die Verwendung der banalen Container als Baumaterial verlieh dem "Triumphbogen" ein ganz Hamburg-spezifisches Bedeutungsfeld mit vielfältigen Assoziationskreisen vom "Tor zur Welt" bis zum allgemeinen wirtschaftlichen Umbruch am Ende der Industriegesellschaft.

Der "Große Triumphbogen" war während seiner gesamten Präsentationszeit Anlaß zu angeregten Diskussionen und heftigen Kontroversen. Er wurde geliebt oder gehaßt, kaum jemand aber ließ das Containertor gleichgültig. Wegen angeblicher Gefahr durch Roststellen an den Containern ließ das Bezirksamt-Mitte 1990 den "Triumphbogen" in einer Blitzaktion sogar demontieren, die Kulturbehörde errichtete daraufhin eine zweite, blaue Version mit fabrikneuen Containern. 1994 wurde der "Große Triumphbogen", der ursprünglich nur als Installation für einige Monate gedacht war, schließlich endgültig demontiert. Die Container fahren wieder zur See.

A. K.

Literatur:

Luc Deleu. Postfuturismus?, Antwerpen 1987

Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien (Hg.): Patrick Raynaud. Ball der Junggesellen "Le Bal des Celibataires, Même", Wien 1993

Gérald Goodrow (Hg.): Patrick Raynaud - Die neunziger Jahre, Stuttgart 1996


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