Dan Graham "Double Triangular Pavilion for Hamburg" 1989/99 |
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Pavillons stehen seit den achtziger Jahren im Mittelpunkt von Dan Grahams Werk. Für einen kleinen Park direkt an der Außenalster entwarf der amerikanische Künstler (*1942) 1989 im Rahmen von "Hamburg Projekt 1989" einen begehbaren Glaspavillon, den "Double Triangular Pavilion for Hamburg". Das 1999 durch einen Neubau ersetzte Werk wird von Graham auch als 'Triangular Pavilion with Triangular Roof Rotated 45° for Hamburg' und als 'Star of David Hamburg' betitelt. Ein 2,20 Meter hoher dreieckiger, verglaster Raum ist mit einem dreieckigen Stahldach um 45 Grad versetzt so überdacht, daß sich die Form des Davidsterns ergibt, die "auf die Symbolik der jüdischen und islamischen Religion" zurückgeht (Graham). Auf die Rolle des Davidsterns im Dritten Reich verweist Graham nicht ausdrücklich. Auffällig ist, daß er diese Pavillonform für deutsche Standorte gewählt hat. Ein ähnlicher Vorschlag für Krefeld fand keine Realisierung. Die halbtransparente Verglasung erscheint von außen wie ein Spiegel der Umgebung. Der Reflektionsgrad ist umso höher, desto mehr Sonne auf die jeweilige Seite des Pavillons trifft. Der Pavillon ist betretbar, und von innen kann man auf die Umgebung blicken, gleichzeitig spiegelt man sich selbst zusammen mit der Architektur des Pavillons. Das Glas tritt in Bezug zur Wasseroberfläche der Alster. Die optische Reflexion der Umgebung ist eine Metapher für die gedankliche Reflexion städtischer Architektur und ihrer gesellschaftlichen Funktionen. So nehmen die spiegelnden Glasflächen die 'Curtain Walls' von Büro- und Firmengebäuden auf. Die Form des Pavillons bezieht sich auch auf die Pavillons in den Landschaftsgärten des 18. und 19. Jahrhunderts. Der Garten oder Park als aristokratischer oder später bürgerlicher Erholungsbezirk ist das historische Vorbild der heutigen Funktion des Alsterparks. Graham spielt auch auf Kioskpavillons an, die zur üblichen Ausstattung von Erholungsgebieten gehören. Deren kommerzielle Funktion ist bei Graham in eine kontemplative umgewandelt. Grahams Inszenierung von Architektur als eine Art Wahrnehmungsapparat, der normalerweise Verborgenes freilegt, ist besonders deutlich in seinem Projekt "Cinema" von 1981, das gleichsam die Grundidee seiner Pavillons enthält. Wenn in dem verglasten Bau ein Film läuft, kann man auch von außen den Film (spiegelverkehrt) sehen, außerdem die Reaktionen des Publikum beobachten. Dieses kann jedoch nicht nach draußen schauen, sondern sieht sich selbst im Spiegel. Eine Art Zwischenglied zwischen "Cinema" und Außenpavillon sind die im Erdgeschoß der Galerie der Gegenwart der Hamburger Kunsthalle als Ort für Videovorführungen dienenden "Three linked cubes". Auch dieses 1986/87 entworfene "Interior design for space showing video tapes" fasziniert durch raffinierten Einsatz des Einwegspiegelglases. |
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Ludwig Seyfarth | |
Literatur: Kulturbehörde Hamburg (Hg.): Hamburg Projekt 1989, Hamburg 1989 Wilmes, Ulrich (Hg.): Dan Graham. Ausgewählte Schriften, Stuttgart 1994 Martin Köttering; Roland Nachtigäller (Hg.): Dan Graham. Two-way Mirror Pavilions / Einwegspiegel Pavillons 1989 - 1996, Nordhorn 1996 |
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Standort: im Park an der Außenalster, Ecke Fährhausstraße - U-Bahn-Linie U2, Station Mundsburg, von dort mit der Buslinie 106 Richtung Hoheluft, Station Mühlenkamp/Hofweg |