In Planung Fritz Rahmann
"KUNST IM ÖFFENTLICHEN RAUM HAMBURG"
1997/2002
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Fritz Rahmann wollte zum Projekt "weitergehen" ganz im Gegensatz zu den anderen eingeladenen Künstlerinnen und Künstlern eine scheinbar klassische Großplastik realisieren. Wo die anderen Beteiligten Projekte entwickelt haben, die mehr prozessualen als objekthaften Charakter haben, wollte Rahmann - auch ganz im Gegensatz zu seinem bisherigen Werk - den Schriftzug "KUNST IM ÖFFENTLICHEN RAUM HAMBURG" in 1,50 Meter hohen Metallbuchstaben an einer der wichtigsten Einfallstraßen nach Hamburg südlich der neuen Elbbrücken installieren. Eine übergroße Manifestation des Programms, ein dringender Appell an die Stadt, ihre Verantwortung und Auftraggeberrolle für die Kunst im öffentlichen Raum ernst zu nehmen und auch neu zu überdenken.

Fritz Rahmann, 1936 in Berlin geboren, Mitbegründer von Büro Berlin und Teilnehmer der documenta 8 (1987), vertritt die Ansicht, daß der Auftraggeber, in diesem Fall der Staat, den Künstlern zu viel aufbürdet und sich selbst zu stark zurückzieht, wenn er dem Künstler alle Freiheiten läßt und dieser dadurch quasi im Selbstauftrag Ort und Thema bestimmen muß, das er dann völlig frei "bespielen" kann. So ist die Großplastik auch keine individuelle bildhauerische Arbeit, sondern sie impliziert die Auseinandersetzung mit der Hamburger Situation und wirbt zugleich in einem vielschichtigen Assoziationsfeld für "Kunst im öffentlichen Raum" in Hamburg.

Aus dem gleichen Material, in gleicher Größe, sozusagen als verkürztes Anagramm der Außenplastik zeigte Fritz Rahmann 1997 im Rahmen der Präsentation von "weitergehen" im Kunstverein in Hamburg als Übertragung seines Werkes auf den Innenraum den Schriftzug "MÖBEL". Eine "Anspielung" auf "Stadtmöblierung", ein oft benutzter Begriff in der Kritik zu beliebiger Kunst im öffentlichen Raum.

Die Installation des Schriftzuges auf dem Mittelstreifen der Autobahn wurde von den Verkehrsbehörden nach langen Prüfverfahren nicht gestattet. Fritz Rahmann hat nun einen neuen Standort an der Autobahn A7 in Altenwerder ins Auge gefaßt. Am Rande des derzeit im Bau befindlichen neuen Containerterminals, dort wo Joseph Beuys 1983/84 Spülfelder rekultivieren wollte, soll der Schriftzug im Frühjahr 2002 aufgestellt werden.

A. K.


Literatur:


weitergehen 1, Newsletter, April 1997

weitergehen 2, Newsletter, Oktober 1997

Marius Babias; Achim Könneke (Hg.): Die Kunst des Öffentlichen. Projekte/Ideen/Stadtplanungsprozesse im politischen/sozialen/öffentlichen Raum, Amsterdam/Dresden 1998

Beatrice v. Bismarck; Diethelm Stoller; Ulf Wuggenig (Hg.): Games. Fights. Collaborations. Das Spiel von Grenze und Überschreitung. Kunst und Cultural Studies in den 90er Jahren, Ostfildern-Ruit bei Stuttgart 1996

Rita Baukrowitz; Karin Günther (Hg.): team compendium: selfmade matches. Selbstorganisation im Bereich Kunst, Hamburg 1996



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