mehrteilige Skulptur, Gesamtgröße 5 x 5,30 x 7,30 Meter
Der Künstlerwettbewerb 1982 erbrachte 107 Entwürfe, "Um den Platz so umzugestalten, daß aus
einer Kriegsverherrlichung ein Mahnmal gegen den Krieg wird". In der Jury waren u. a. Graf
Eaudissen von der Führung der Bundeswehr, die kritische Theologin Ranke-Heinemann und der
politische Bildhauer Hrdlicka. Sie fanden keinen zur Ausführung geeigneten Entwurf. Die
Kunstkommission empfahl deshalb, Alfred Hrdlicka zu beauftragen.
Hrdlicka (geb. 1928) war sich der Schwierigkeit bewußt, die darin lag, ein so gekonnt eingesetztes
Propaganda-Instrument, das so lange seine Wirkung getan hatte, mit einer adäquaten künstlerischen
Gegenaussage zu konfrontieren. Bei der Erläuterung seiner Vorstellungen benutzte er ein Konklut
von Zeichnungen, die entstanden waren, während er sich mit dem Thema beschäftigte. Sie sahen
eine im Gegensatz zum geschlossenen Block des Nazi-Denkmals offene Anlage vor, deren Teile
die Form eines zerbrochenen Hakenkreuzes bilden würde. Die Teile sollten nacheinander entstehen.
Sie sollten als Folgen des Krieges, dessen Beginn das Denkmal darstellt, die Themen "Hamburger
Feuersturm", "Verfolgung und Widerstand", "Soldatentod", "Frauenbild im Faschismus" behandeln.
Ein erster Teil, "Hamburger Feuersturm", wurde am 8. Mai 1985, vierzig Jahre nach Kriegsende,
der Öffentlichkeit übergeben, der zweite Teil "Untergang von KZ-Häftlingen" wurde
am 29. September 1986 aufgestellt.
Hrdlicka hatte die dargestellten Geschehnisse mit treffendem Gespür ausgewählt: Den "Feuersturm"
der Bombenangriffe, der die Hamburger getroffen hat wie niemanden vor Dresden und Hiroshima, so
daß dafür ein eigener Ausdruck entstanden ist; den Untergang tausender von Häftlingen drei Tage
vor Kriegsende, nachdem sie aus dem KZ Neuengamme in Gewaltmärschen zur Lübecker Bucht gebracht
und dort auf der "Cap Arcona" und weitere Schiffe getrieben worden waren. Beide Bildhauerstücke
lassen erkennen: Dem geschlossenen Block, an dem die Individuen gesichtlos gleichgeschaltet sind
zur maschierenden Kriegsmaschine, wird eine offene Form entgegengesetzt. Sowie das 76er Denkmal
die latente Lust zur Entindividualisierung im Marschtritt wecken sollte, so wird in den
Schilderungen Hrdlickas Angst, Schmerz und Tod des Einzelnen nachvollziehbar. Kollektive
Unterordnung hatte stumpf gemacht für die individuelle Verantwortung. Darstellung des Schicksals
der Einzelnen soll die Folgen nachfühlbar machen und das Erschrecken darüber auslösen.
Für beide hat Hrdlicka im Ringen mit seinem Konstrukteur und Gießer Alfred Zöttl eigene Formen
zu schaffen versucht. Der "Feuersturm" ist eine Kombination aus einer alles überragenden
Bronzeplatte mit dem Umriß zischender Flammen und Bronze- und Marmorplastiken einzelner
Menschen, die in der Glut vergehen. Der Untergang hat die bereits im carrarischen Steinbruch
angelegte Form einer riesigen steinernen Welle, von der die in Stein gehauenen Menschen
weggespült werden. Hrdlicka arbeitet mit den Methoden der engagierten figurativen Plastik.
Er wählt aussagekräftige Momente des Geschehens, die den Betrachter ergreifen, und führt
den Betrachter expressiv gesteigerte Kurzformeln für dieses Geschehen vor Augen.
Danach hat er die geplanten weiteren Teile nicht mehr ausgeführt. Das Gegendenkmal ist
deswegen erkennbar ein Torso geblieben. Die Themen "Soldatentod" und "Frauenschicksal"
fehlen ihm.
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