Franz Erhard Walther
"Sieben Orte für Hamburg"
1989
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7 Bodenplatten: 6 Millimeter starke Cortenstahl-Platten, 1,80 x 1,80 Meter, beschriftet, bündig im Boden auf Betonsockel montiert


"Sieben Orte für Hamburg" ­ das sind zunächst sieben quadratische Stahlplatten mit einem am menschlichen Körper orientierten Seitenmaß von 1,80 Meter. Bündig in Betonböden eingelassen verteilen sich die Platten auf einem fast kreisförmigen Rundgang in der Innenstadt. Wer sie alle aufsucht, wird circa eine Stunde dafür benötigen. Sein Fußmarsch führt ihn dann von der Kunsthalle über den Deichtorplatz, den Jungfernstieg bis nahe an die Lombardsbrücke.

"Sieben Orte für Hamburg" ­ das sind darüber hinaus sieben Begriffe, die jeweils an einem der Plattenränder eingraviert sind. Den idealen Stand- und Leseort nimmt der ein, der sich auf die Platte begibt und den Begriff für sich persönlich reflektiert. Die Begriffe lauten: ORT, RICHTUNG, KOERPER, INNEN ­ AUSSEN, BEWEGUNG, RAUM und ZEIT.

"Sieben Orte für Hamburg" ist die erste Arbeit des Hamburger Künstlers und Kunstprofessors Franz Erhard Walther (geb. 1939) für den öffentlichen Raum. Bereits 1970 konzipiert, wurde sie aber erst 1989 realisiert. Entscheidend an ihr ist, daß sie nicht als eine Skulptur zur Ansicht gedacht ist. Weder die Stahlplatten noch die Begriffe wollen als ästhetische Objekte betrachtet werden. Umgekehrt sind sie aber auch nicht als Sockel konzipiert, die es dem Betrachter ermöglichen, vom Strom der Passierenden als Skulptur erkannt zu werden. Vielmehr fordern sie ihn dazu auf, aus seiner kontemplativen Rolle herauszutreten und sich selbst als Teil einer denkenden Skulptur zu begreifen.

"Sieben Orte für Hamburg" ist mit einem Instrument vergleichbar. Wer sich auf die Platten stellt, erhält einem Handwerker nicht unähnlich ein Werk-Zeug ­ die Platten samt Begriffe ­ und einen Werk-Stoff ­ sich selbst und die Umgebung ­ zur Hand. "Sieben Orte für Hamburg" lädt den Betrachter folglich dazu ein, im Rahmen der vorgegebenen Begriffe und Örtlichkeiten zu 'handeln'. Zweifelsohne ist damit eine mentale 'Handlung' gemeint, deren Ausgang je nach Person und Ausführendem offen ist. So kann der Begriff KOERPER persönlich oder allgemein, in Bezug auf die Umgebung oder auf vorhergegangene Begriffe, wissenschaftlich oder mythologisch gelesen werden und mit entsprechenden Inhalten vom Betrachter gefüllt werden. Doch egal in welchen Bedeutungszusammenhängen er den Begriff liest und interpretiert: entscheidend an "Sieben Orte für Hamburg" ist, daß sie den betrachtenden Menschen als den agierenden einfordern.

Wolf Jahn


Literatur:

Volker Plagemann (Hg.): Kunst im öffentlichen Raum, Köln 1989

Kulturbehörde Hamburg (Hg.): Franz Erhard Walther. Sieben Orte für Hamburg, Hamburg 1990


Weitere Arbeiten:

1982 Teilnahme am Projekt "Halle 6"


Standorte der sieben Bodenplatten mit ihren jeweiligen Begriffen:

1. "Ort": Hamburger Kunsthalle, Ecke Glockengießerwall / Ernst-Merck-Straße
2. "Richtung": Grünfläche Deichtorplatz
3. "Körper": Ecke Altländerstraße / Springeltwiete
4. "Innen Außen": Ecke Meßberg / Fischertwiete / Pumpen
5. "Bewegung": Ecke Domstraße / Ost-West-Straße
6. "Raum": Jungfernstieg bei der Reesendammbrücke
7. "Zeit": Lombardsbrücke, am Ufer der Binnenalster


Standorte:
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