Ulrich Mattes / ACP
"Letter-Rag"
1995 - 1996
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Unter dem Label ART COMMUNICATION PROJECT (ACP) hat der Hamburger Künstler Ulrich Mattes zwischen Mai 1995 und Dezember 1996 an der Ecke Lombardsbrücke/Ballindamm ein Ensemble aus Sitzbänken, einer Glasvitrine und verschiedenen Zeichen zum Thema "Stadtlandschaft" und einer von der Hamburger Volksbühne e.V. interaktiv mit ihrem Klientel betriebenen Kommentarfläche eingerichtet. Bestandteil der Arbeit mit dem Titel "Letter-Rag" war außerdem ein kostenloser Telefonservice zu Fragen der Kunst aus unterschiedlichen Blickwinkeln der Geschichte, Wirtschaft, Medien, Politik und Werbung heraus. Der Telefondienst (die Rufnummer war am Standort ausgewiesen, eine Telefonzelle am Ort) wechselte seine Fragestellungen und Kommentare ständig und war mit Interviews, Anekdoten und einem Publikumsteil versehen. Die Anrufer waren aufgefordert, aktiv in die Dialoge einzugreifen und ihrerseits Kommentare zu den Statements und Interviews auf das Band zu sprechen.

ART COMMUNICATION PROJECT ist ein Arbeitsbegriff Ulrich Mattes' zur Einrichtung öffentlicher Kommunikationsangebote. Zu konzeptuell und strategisch eingegrenzten Themenbereichen entstehen situativ Örtlichkeiten, an denen Interessenten aus unterschiedlichen Bereichen zum Sinn von Kunst, künstlerischem Handeln, zu Wirkungen der Kunst auf das öffentliche Leben und zu Ästhetik im allgemeinen Stellung beziehen.

Die Namensgebung des Projektes "Letter-Rag" entlehnt sich dem englischen 'letter-rag', 'Briefhalter'. In der Trompe-l'oeil-Malerei des 18. Jahrhunderts war die realistische Darstellung von Briefhaltern ein beliebtes Thema. Zur 'Täuschung des Auges' durch Malerei eigneten sich besonders flache Gegenstände, wie man sie heute als Pinwand kennt. Die Installation "Letter-Rag" verstand sich so selbst als 'Briefträger' für Diskussionsbeiträge zur Notwendigkeit ihres eigenen Erscheinens.

Darüber hinaus verstand sich "Letter-Rag" als experimentelle Verifikation der Aussage der Schriftskulptur Ian Hamilton Finlays: "Die Heimat ist nicht das Land / sie ist die Gemeinschaft der Gefühle", die seit 1997 als steinerne Intarsie auf dem Plateau zwischen dem Altbau und der neuen Galerie der Gegenwart der Hamburger Kunsthalle installiert ist.

A. K.


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