Christian Philipp Müller Die Konstruktion Hamburger Kunstmeile "Was nahe liegt ist doch so fern" 1997 |
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Müller, 1957 geboren, hat in Zürich und Düsseldorf studiert.
Er hat nicht nur an vielen wichtigen internationalen Ausstellungen wie zum
Beispiel der Biennale in Venedig und der documenta X teilgenommen, sondern
war zudem als Organisator und Kurator an bedeutenden Projekten beteiligt.
Christian Philipp Müller sieht die Aufgabe des Künstlers darin,
Aktionsräume und Grenzen sozialen Handelns in ortsbezogenen Projekten
auszuloten und durch die Filterung von Fakten und Fiktionen das Verständnis
für eine gegebene Situation zu vertiefen. Die Erforschung der Konstruktion
Kunstmeile ist charakteristisch für seine Interventionen.
Schon zu Beginn des Jahres 1997 lud ein Fotowettbewerb dazu ein, persönliche
Eindrücke auf der Meile festzuhalten. Alle Bilder wurden in die Ausstellung
aufgenommen und sollten die vielfältigen Perspektiven auf einen Stadtteil belegen,
die gegenwärtig allzu bündig auf die Formel "Kunstmeile"
gebracht werden. Müllers Ausstellung arbeitete in 10 Kapiteln diese komplexe
Problematik auf:
Nach einer Einführung in die Stadtgeschichte samt Befestigungsanlagen aus
dem 17. Jahrhundert und deren Schleifung und Umwandlung in Grünanlagen im
19. Jahrhundert konnten die Veränderungen seit 1922 in Zehn-Jahres-Schritten
verfolgt werden. Neue urbane Konzeptionen wie etwa das "Kaufhaus des
Nordens" wurden anschließend gezeigt. Eine der Videoarbeiten
sammelte Statements von Passanten, die mit denen von 25 Vertreterinnen
und Vertretern des Hamburger Kulturlebens, darunter unter anderem
die fünf Museumsdirektoren der Meile, Galeristen, Städteplaner, Architekten
und Politiker, konfrontiert wurden. Eine dritte Viedeoarbeit zeigte eine besondere
Art der Kunstmeilenerkundung durch Müller selbst.
Entlang der Kunstmeile stehen heute über 20 Kunstwerke, teils außen
plazierte Skulpturen der Museen, teils für spezifische Orte realisierte
Kunstwerke im Rahmen des Programms "Kunst im öffentlichen Raum".
Von Max Bill bis Rémy Zaugg reichen die künstlerischen Positionen,
die unterschiedliche Traditionen der Moderne spiegeln. Aber welche Wirkung entfalten
diese Kunstwerke im öffentlichen Raum, werden sie den Ansprüchen, mit
denen sie konzipiert wurden, gerecht?
Oder sollte die künstlerische Intervention eher so aussehen wie die
dschungelartigen Bepflanzungen von Tita Giese, die auf Einladung von Müller
Vorschläge für die Kunstmeile entwickelt hat? Unberührt von
allen ästhetischen Fragen bleiben die großen sozialen Probleme: Drogenhandel
und Drogenkonsum, der menschenfeindliche Verkehr, die abendliche Entvölkerung
der Geschäftsregion.
Am 15. und 16. März 1997 fand innerhalb der Ausstellung ein Symposium zu
neuen Tendenzen der "Kunst im öffentlichen Raum" statt. Teilnehmer
waren Doug Ashford von Group Material und Miwan Kwon, beide aus New York, der
Soziologe Ulf Wuggenig aus Lüneburg, die Hamburger Künstler Cathy Skene und
Christoph Schäfer, Christian Philipp Müller aus New York sowie Stephan
Schmidt-Wulffen und Achim Könneke aus Hamburg.
Die im Oktober 1997 erschienene Publikation "Kunst auf Schritt und Tritt"
komplettiert die Feldstudie zur Konstruktion der Kunstmeile von Christian Philipp Müller.
Die Fülle des Materials, die Vielzahl der Interviews, die er mit
Passanten und Kunstbetriebs-Prominenten geführt hat, werden hier
exemplarisch dokumentiert. Das Buch versammelt darüber hinaus kritische
Aufsätze zu aktuellen Strategien öffentlicher Kunst in USA und Europa
von acht Experten, darunter alle Referenten des Symposiums. |