"Jenisch-Park Skulptur" | |
Juni - November 1986 1986 folgte auf die frühe Skulpturenausstellung "Halle 6" in der Kampnagel-Fabrik (1982) das ebenfalls temporäre Projekt "Jenisch-Park Skulptur". 12 deutsche Bildhauer der Generation zwischen 30 und 40 wurden eingeladen, spezifische Objekte für die weiträumige englische Parklandschaft in Hamburg-Othmarschen zu entwickeln. Die Arbeiten von Ludger Gerdes, Thomas Schütte, Wolfgang Luy und Bernhard Prinz entstanden so primär aus einer Auseinandersetzung mit den topographischen Begebenheiten und untersuchten modellartig, was denn Platz oder Ort der Kommunikation sein könnte. Stephan Balkenhol und Stephan Huber griffen mit Reiterstandbild und Obelisk repräsentative Formen historischer öffentlicher Kunst auf und bestimmten sie neu bzw. reflektierten die repräsentative Rolle öffentlicher Kunst. Andere Arbeiten brachen die Parkidylle auf und konfrontierten diese heile Scheinwelt mit ausdruckstarken Bildern der so ganz anderen Gegenwartswirklichkeit. Wie der Inhalt einer durchwühlten Tasche waren im Wald aus Gummi gegossene Alltagsgegenstände von Hermann Pitz verstreut. Felix Droese ließ einen verrosteten und offenen Sicherheitsschrank vor dem großbürgerlichen Jenisch-Haus aufstellen, in dessen Innern Olaf Metzel mit Trennscheibe und Stichsäge malträtierte Ikonen des Bildungsbürgertums in einer ebenfalls zerstörten Vitrine vorführte. Beidseitig eines Waldweges lauschten die Bäume mit roten Ohren von Bogomir Ecker.Insgesamt kann "Jenisch-Park Skulptur" als eine Art Probelauf öffentlicher Kunst zwischen dem beschützenden Museumsraum und dem explizit nicht als Kunstraum funktionierenden und im Gegensatz zum Park geradezu brutal kunstfeindlichen Stadtraum gesehen werden. Umso erschreckender war, mit welcher Aggression die überwiegend gutbürgerlichen Parkbesucher des noblen Stadtteils an der Elbe die Skulpturen attackierten. Das Bürgertum schlug zurück, könnte man meinen. | |
A. K. |
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Beteiligte Künstler: Stephan Balkenhol, "Reiter" |
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Literatur: Kulturbehörde Hamburg (Hg.): Jenisch-Park Skulptur, Hamburg 1986 |