Bogomir Ecker "Die Tropfsteinmaschine 1996 - 2496" |
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Die im Dezember 1996 in Betrieb genommene "Tropfsteinmaschine" durchzieht als eigenständige Anlage die gesamte Architektur der neuen Galerie der Gegenwart der Hamburger Kunsthalle. Ausgehend von einer Regenwasserspeisung auf dem Dach über ein 1.500 Liter fassendes Wasserreservoir im 1. Stockwerk wird im Eingangsbereich des Erdgeschosses mit dem weichen Wasser ein Biotop aus Grünlilien (Chlorophytum conosum) bewässert. Durch die kalkigen und leicht sauren Erdschichten sickert das Wasser in weiterführende, verkalkungsfreie Leitungen, die schließlich im Keller, im eigentlichen Maschinenraum der Anlage, in einem speziell entwickelten keramischen Kapillarsystem enden. In ihm wird ein steter Tropfen auf eine auf einem großen schwarzen Gummiblock erschütterungsfrei gelagerte Steinscheibe fallen und einen Stalaktiten und Stalagmiten wachsen lassen. In einer Größenordnung von etwa 10 Millimetern je 100 Jahren Maschinenlaufzeit werden Stalaktit und Stalagmit einander entgegenwachsen. Die Maschinenlaufzeit ist vom Künstler auf 500 Jahre, also bis zum Jahr 2496, festgelegt und an den Betrieb des Gebäudes als Kunstmuseum gebunden. Die "Tropfsteinmaschine" als Kunstwerk setzt sich damit bewußt von einem künstlerischen Ewigkeitsanspruch ab, verlangt aber eine der Maschinelaufzeit entsprechende rechtlich fixierte Erhaltungs- und Wartungsabsicherung. Der Kontext Museum und die Plazierung des Maschinenraumes an der Grenze zwischen dem Ausstellungsbereich und dem Museumsdepot, in dem die kulturellen Ablagerungen aus Jahrhunderten bewahrt und gepflegt werden, definiert die Richtung der produzierten Gedanken: "10 Millimeter Wachstum in 100 Jahren", so Ecker, "erfordern Anstrengungen für zwei oder drei Generationen. 50 Millimeter Wachstum eines Steins, 50 Millimeter Ablagerung sind eine enorme Differenz zum restlichen fünfhundertjährigen Geschehen." Bogomir Ecker (geb. 1950) lehrt als Professor für Bildhauerei an der Hamburger Hochschule für bildende Künste. Mit der "Tropfsteinmaschine" als Denkmaschine beschäftigt Ecker sich seit 10 Jahren. Realisiert wurde die "Tropfsteinmaschine" im Rahmen des Programms "Kunst im öffentlichen Raum" der Kulturbehörde. Bereits 1989 präsentierte Ecker ein Modell der "Tropfsteinmaschine" innerhalb des "Hamburg Projekt 1989". |
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A. K. |
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Literatur: Bogomir Ecker. Die Tropfsteinmaschine 1996 - 2496, hg. v. Hamburger Kunsthalle u. Kulturbehörde Hamburg, Ostfildern-Ruit bei Stuttgart 1999 Künstlerhaus Bethanien (Hg.): Tropfsteinmaschine, Berlin 1987 Kulturbehörde Hamburg (Hg.): Hamburg Projekt 1989, Hamburg 1989 Kunstverein Braunschweig (Hg.): Bogomir Ecker. Die Stimme von LU. RU., Braunschweig 1991 Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen (Hg.): Mit Meteoriten. Bogomir Ecker, Düsseldorf 1994 Weitere Arbeiten: 1982 Teilnahme am Projekt "Halle 6" 1986 "Hohlweg", Teilnahme am Projekt "Jenisch-Park Skulptur" 2000/2001 Skulpturenensemble, Teilnahme am Projekt "AUSSENDIENST" |
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Standort: in der Galerie der Gegenwart der Hamburger Kunsthalle, Glockengießerwall |