"Hamburg Projekt 1989" | |
November 1989 bis Frühjahr/Sommer 1990 Mit dem "Hamburg Projekt 1989" sollte auf den spezifischen Erfahrungen, die mit dem Modell "Kunst im öffentlichen Raum" in den achziger Jahren in Hamburg und an anderen Orten gemacht wurden, aufgebaut werden. Das Projekt war Teil einer großangelegten Kooperation zwischen dem Kunstverein in Hamburg, dem Künstlerhaus Bethanien, Berlin und Kunst im öffentlichen Raum Hamburg. Organisiert von Frank Barth, Jürgen Schweinebraden Frhr. von Wichmann Eichhorn, Karl Weber und Thomas Wulffen wurden im Oktober/November 1989 in den Räumen des Kunstvereins und des Kunsthauses und im City-Bereich der Stadt die "D&S Ausstellung" präsentiert: eine Ausstellung, die jüngste Kunstwerke aus den USA und Europa vorstellte, welche die Ästhetik und Realität der Welt aus Waren und Werbung und der medialen Bilder reflektierten. Mehr als 50 Künstlerinnen und Künstler präsentierten aktuelle Arbeiten in den beteiligten Ausstellungshäusern. 40 von ihnen nahmen darüber hinaus die Chance wahr, parallel zu "D&S" im Rahmen des "Hamburg Projekt 1989" kontextspezifische Installationen und Interventionen im konsumgeprägten Innenstadtbereich zu realisieren. Die Künstlerinnen und Künstler hatten die Möglichkeit, sich selbst in der Innenstadt den inhaltlichen und örtlichen Kontext öffentlich genutzter Räume zu suchen, in oder für den sie künstlerische Konzepte entwickeln wollten. Dank dieser betont offenen Konzeption war es für die Künstler möglich, die für ihre individuellen Ansätze relevanten öffentlichen Räume und Kontexte selbst zu definieren. Die Künstlerinnen und Künstler bestimmten, welche Öffentlichkeit sie wo, wie und womit erreichen wollten. Alle Arbeiten formulierten im Ergebnis Anmerkungen oder Kommentare zu unserer Alltagswirklichkeit: die Gruppe ABR stattete ein Hotelzimmer aus, Michael Asher brachte eine Postkartenserie in den Handel mit Motiven von LKW's, die deutschen Giftmüll in die ehemalige DDR transportierten, die Gruppe Multigeräte verkaufte in einem angemieteten Laden originale Flaschentrockner nach Duchamp. Sabine Siegfried ergänzte zwei Skulpturen auf dem Dach der Baubehörde. Reiner Ruthenbeck ließ fahrende Lichtskulpturen durch die nächtlichen Straßen fahren und Jenny Holzer übermittelte ihre "Truism" über eine große elektronische Colourmotion-Wand im Hauptbahnhof. Dan Graham baute an der Außenalster einen Pavillon und die Gruppe General Idea schuf im Rahmen ihres mehrjährigen "AIDS-Project" ihre Skulptur "AIDS" für die Fußgängerzone am Mönckebergbrunnen. Die Arbeiten von Dan Graham, Achim Manz, Ernst Mitzka, Raimund Kummer, Dellbrügge & de Moll, David Tremlett und Sabine Siegfried blieben bis heute erhalten, der aus drei Überseecontainern von Luc Deleu an der Binnenalster errichtete "Große Triumphbogen" wurde 1994 demontiert. Mit den Stichworten "Eingriffe, Kommentare und Irritationen" sind viele der oft mit minimalen Mitteln und auf der Schwelle der Unsichtbarkeit sich subversiv in den Funktionsraum Stadt einschleichenden Strategien zu bezeichnen. Strategien, die in den späten 80er Jahren nicht nur in Hamburg aktuell waren. Im Gegensatz zur autistischen "drop sculpture", und den meist aufgrund der erdrückenden Rahmenbedingungen zum Scheitern verurteilten Versuchen, den öffentlichen Stadtraum mit Kunst zu formen, (das allgegenwärtige Vandalismusproblem einmal außen vor gelassen) fanden die Irritationsstrategien einen funktionierenden, wenn auch bescheidenen Weg, mit Kunst in das auseinanderbrechende Funktionsgefüge Stadt einzugreifen. | |
A. K. |
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Beteiligte Künstler:
ABR Stuttgart, Ausstattung eines Hotelzimmers |
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Literatur: Kulturbehörde Hamburg (Hg.): Hamburg Projekt 1989, Hamburg 1989 |